Usbekistan will durch Bahnkorridore Logistikhub werden

Die usbekische Regierung setzt sich aktiv für den Ausbau der grenzüberschreitenden Verkehrsinfrastruktur ein. Hierzu zählen zwei milliardenschwere Eisenbahnprojekte. Das berichtet die deutsche Außenhandelsvereinigung GTAI in einer aktuellen Analyse. Das 2017 in Usbekistan gestartete Reform- und Liberalisierungsprogramm umfasst auch einen Kurswechsel hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. Usbekistan ist dabei, die grenzüberschreitende Kooperation und eingefrorene Transportprojekte wiederzubeleben. Das Interesse an alternativen Transportkorridoren kommt nicht von ungefähr: Das Land will sich als Logistikhub zwischen Süd- und Südostasien, Westeuropa, China und Russland etablieren sowie die Kooperation mit allen Ländern der Region intensivieren.

Taschkent peilt eine Ausweitung des jährlichen Transitaufkommens von 9,1 Mio t im Jahr 2020 auf 15 Mio t bis 2026 an. Für 2026 rechnet die Regierung zudem mit Gesamtexporten in Höhe von 30 Mrd US-Dollar, gegenüber 19 Mrd Dollar im Jahr 2022. Alleine 2023 sollen die usbekischen Exporte von Fertigwaren um 4 Mrd Dollar steigen.

Eines der Kernelemente der Konnektivitätsinitiative Usbekistans ist der mit Partnern aus Afghanistan und Pakistan geplante Transafghanische Bahnkorridor. Er führt vom südusbekischen Termiz bis zum nordpakistanischen Peschawar und soll das Land mit den pakistanischen Häfen Karatschi, Gwadar und Quasim verbinden.

Nach der Realisierung des Projekts würde sich die Dauer des Frachttransports von Usbekistan nach Pakistan von etwa 35 auf 3 bis 5 Tage verkürzen. Die Kosten für den Bahntransport eines Standardcontainers von Taschkent nach Karatschi werden auf 1.400 bis 1.600 Dollar veranschlagt. Aktuell liegt die Frachtrate auf der Trasse Taschkent – iranischer Hafen Bender-Abbas mit 2.600 bis 3.000 Dollardeutlich höher.

Die Initiatoren sehen in ihrem Aktionsplan für 2023 vor, ein Projektbüro zu gründen und internationale Berater für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zu gewinnen. Außerdem sind Gespräche mit potenziellen ausländischen Investoren, einschließlich Geberbanken, geplant. 

Die usbekische Regierung treibt das „Zugprojekt des Jahrhunderts”, wie es der Präsident des Landes Schawkat Mirsijojew nennt, mit Nachdruck voran. Die Trasse habe einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen für die gesamte zentralasiatische Region. Mit einer schnellen praktischen Umsetzung des auch als Kabuler Korridor bezeichneten Bahnvorhabens ist allerdings kaum zu rechnen. Das Projekt kommt einher mit großen technischen Herausforderungen und einem hohen Finanzierungsbedarf. Zudem gibt es noch ungeklärte Fragen hinsichtlich ökologischer Aspekte sowie der vertraglichen Gewährleistung der Sicherheit. 

Dass der Transport via Afghanistan bereits heute an Bedeutung gewinnt, zeigt der Automobil-Transportkorridor Usbekistan – Pakistan. Auf dieser Trasse haben usbekische Speditionen im 1. Halbjahr 2022 im Rahmen des Zollabkommens über den internationalen Warentransport mit Carnets TIR (TIR-Abkommen) 330.000 t Güter transportiert. Das waren 160% mehr als im Vorjahreszeitraum, heißt es in einer Mitteilung des Transportministeriums.

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