Ukraine-Krieg verzerrt den kirgisischen Devisenmarkt

BISCHKEK (gus)–Die kirgisischen Banken rationieren Dollar-Auszahlungen was offenbar eine Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine ist, berichtet Eurasianet. Die russischen Behörden hatten zuvor ihrerseits enge Kapitalkontrollen eingeführt, um die Stabilität des Rubel abzusichern. Es dürfen nur Beträge bis 10.000 US-Dollar in Währungen ins Ausland transferiert werden.  

Das trifft Kirgistan direkt denn das Land bezog bisher den Großteil seiner Dollar-Einnahmen aus Russland oder Kasachstan, wie die Sprecherin der Nationalbank NBKR, Aida Karabajewa erklärt. Nun haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Russische Staatsangehörige haben große Mengen Rubel nach Kirgisistan transferiert oder mitgebracht und sie dort in Dollar getauscht. Die NBKR verbot im März zwar Unternehmen, Dollars aus Kirgistan heraus zu transferieren, nahm aber Privatpersonen vom Verbot aus.

Der Abfluss von Dollars hat dazu geführt, dass das Land ein Defizit von etwa 7 bis 10% der benötigten Währung aufweist, so Karabajewa.

Während der Mangel an Dollars den Menschen, die sie für ihre Geschäfte benötigen, Kopfzerbrechen bereitet, gibt es zumindest eine Gruppe von Unternehmen, die davon profitiert. Nämlich die Banken und Wechselstuben, die die Devisengeschäfte abwickeln. Manche fragen sich, ob Spekulanten ihre Dollars nicht einfach in großen Mengen aus dem Land schaffen, um schnelles Geld zu machen. 

Der kirgisische Som ist derzeit besonders stark – mit einem Kurs von etwa 83 zum Dollar ist teurer als zu Beginn Ukraine-Krieges mit Dollarkursen über 100 Som Mitte März. Dahinter stehen zwei Faktoren: Der Som ist von russischen Bürgern stark als Transferwährung, als Umweg zum Dollar-Guthaben stark gesucht. Zum anderen macht sich hier bemerkbar, dass eben nicht nur die Devisen-Einnahmen deutlich gesunken sind sondern auch die Verpflichtungen in Dollar: Da Gas und Öl jetzt in den reichlich herein fließenden Rubel statt Dollar abgerechnet werden, bleiben aus den Handelsbewegungen netto mehr westliche Devisen („Dollar“) in der Kasse. 

Von den Handelssalden unabhängig kommt der zweite Faktor hinzu: Die Bürger wollen in den unsicheren Zeiten ihre Bestände in Som und Rubel gleichermaßen in Dollar umzutauschen. Viele gehen täglich zur Bank und heben ab, was sie können. Der Mangel an harter Währung hat sich schon seit einiger Zeit abgezeichnet. Im April ordnete die Bankenaufsicht an, dass Bargeldtransfers nach Kirgisistan in Som empfangen oder ausgezahlt werden müssen. Jeder, der Fremdwährungen besitzen möchte, und sei es nur in virtueller Form auf Konten, die auf Fremdwährung lauten, muss seither einen Umtausch vornehmen. Das ist Doping für die Banken, die von Januar bis Juni dieses Jahres Devisen im Wert von 10,8 Mrd Som (rund 130 Mio Dollar) umgetauscht haben, das Siebenfache des im Vorjahreszeitraum erzielten Volumens. Der Währungsumtausch beschert den lokalen Banken Rekordgewinne. Lokale Analysten erwarten eine Erhöhung der Provisionen für die Auszahlung von Dollars, da sie Schwierigkeiten haben, an die Wä  hrung zu kommen. Dem ließe sich zwar durch eine Begrenzung der Devisen begrenzen, die ins Ausland mitgenommen werden können – wie es Kasachstan bereits getan hat – was aber wohl zu noch mehr Korruption an den Zollkontrollstellen und illegalen Fakturierungspraktiken im Außenhandel führen würde.

gus/03.08.2022 – Ukraine-Krieg verzerrt den kirgisischen Devisenmarkt

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