Stimmung bei Unitedhealth und Co dreht

Washington nimmt Medicare-Advantage ins Visier / Von David Wainer

WASHINGTON (Dow Jones)–Die Krankenversicherer hatten im vergangenen Jahr das Beste aus beiden Welten. Ihre Aktien profitierten von einer Umschichtung in wertorientierte Anteilsscheine, und ihre Gewinne hielten dem inflationären Umfeld stand, da die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens niedrig blieb.

Doch mit dem Beginn der Gewinnsaison der Konzerne der Gesundheitsversorgung hat sich die Stimmung gedreht. Das liegt nicht daran, was die jüngsten Margen zeigen werden. Tatsächlich meldete der Branchenriese Unitedhealth Anfang des Monats ein Umsatzplus von 12% auf 82,79 Mrd Dollar und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Dennoch hat dies der Aktie nichts gebracht, die im Jahresverlauf um 8,2% nachgab.

Der Ärger, der sich für die Versicherer zusammenbraut, konzentriert sich auf mögliche Maßnahmen der US-Regierung in Bezug auf Medicare-Advantage, die privaten Vorsorgepläne, die bei Senioren immer beliebter geworden sind. Diese Verträge sind auch für die Versicherer sehr profitabel. Eine kürzlich vorgenommene Analyse der Kaiser Family Foundation zeigt, dass die durchschnittlichen Bruttomargen für Medicare-Advantage-Pläne doppelt so hoch waren wie die der Verträge auf dem Markt und auf den kommerziellen Gruppenmärkten. Da jedoch immer mehr Senioren zu Medicare-Advantage wechseln, werden die fragwürdigen Praktiken, die die Rentabilität in die Höhe treiben, immer genauer unter die Lupe genommen. Und das Weiße Haus scheint darauf bedacht zu sein, Änderungen vorzunehmen, die sich auf das Endergebnis der Versicherer auswirken könnten.

Weißes Haus lässt Unternehmen nachts nicht schlafen 

Zunächst einmal wird die Regierung Anfang Februar eine Überarbeitung des Medicare-Prüfungssystems ankündigen, das als RADV (Risk Adjustment Data Validation) bekannt ist. Diese scheinbar unbedeutende Neuerung hält die Versicherungsmanager nachts wach. Medicare hat 2018 mehrere Änderungen am Prüfverfahren vorgeschlagen. Dazu könnte der Ausschluss des so genannten „fee-for-service adjuster“ gehören, der ein zulässiges Maß von Zahlungsfehlern zulässt. Medicare will außerdem die neuen Richtlinien rückwirkend anwenden. Für den Fall, dass die Regierung die Änderung der Gebührenanpassung umsetzt, haben einige Branchenvertreter mit rechtlichen Schritten gedroht. „Wenn sie sich auf den Standpunkt stellen, dass die Berücksichtigung von Adjustern nicht notwendig ist, wie sie es in der vorgeschlagenen Regelung getan haben, wird die Branche wahrscheinlich auf einen Rechtsstreit zurückgreifen. Damit sollte das Problem letztendlich gelöst werden, was uns alle aber wahrscheinlich für einige Jahre in einen Rechtsstreit verwickelt“, berichtet Finanzchefin Susan Diamond von Humana.

Die Regierung könnte eine abgeschwächte Regelung beschließen – viele Wall-Street-Analysten meinen sogar, dass dies der Fall sein wird. Aber, wie Lance Wilkes von Sanford Bernstein warnt, besteht ein anhaltendes Risiko bei Medicare-Advantage darin, dass die Medicare-Experten letztlich der Meinung sein könnten, es werde zu viel bezahlt. Und die Regierung hat andere Möglichkeiten, Medicare-Advantage ins Visier zu nehmen, unter anderem durch die Tarife für 2024, die einen Tag nach der RADV bekannt gegeben werden. Laut Chris Meekins von Raymond James könnten die Aufsichtsbehörden auch andere politische Änderungen in Erwägung ziehen, etwa in Bezug auf Medicare-Marketingkampagnen.

Ende des Fed-Straffungszyklus‘ als Drohkulisse 

Der größte Faktor für die Aktien der Branche dürfte in nächster Zeit allerdings die US-Notenbank Fed sein, nicht die staatlichen Regulierungsbehörden. Analyst Gary Taylor von Cowen untersuchte kürzlich, wie sich die drei vergangenen Währungszyklen auf die Versicherer auswirkten, und der Trend war eindeutig. Während der Straffungszyklen – 2004 bis 2006, 2015 bis 2018 und März 2022 bis heute – waren die Versicherer große Kursgewinner. Umgekehrt tendierte die Gruppe zur unterdurchschnittlichen Kursentwicklung, wenn der Straffungszyklus endete. Da der Markt davon ausgeht, dass die Fed irgendwann in diesem Jahr ihren Leitzins nicht weiter erhöht, nähern wir uns dem Zeitrahmen, in dem Unternehmen wie UnitedHealth, Elevance Health und Humana historisch gesehen hinter dem Markt zurückbleiben. Eine negative Entscheidung über Medicare-Advantage könnte diesen Trend noch beschleunigen.

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