Russisches LNG kommt nach Europa 

Verflüssigtes Erdgas bleibt der einzige Energieträger aus russischer Förderung, dessen Absatz in Europa im letzten Jahr gestiegen ist, berichtet der „Kommersant“. Novatek steigerte die LNG-Lieferungen nach Europa aus seiner Yamal-Anlage um etwa 13,5%, während bislang auch geringe Mengen aus der Portovaya-LNG-Werk von Gazprom zum Gesamtliefervolumen beitrugen. Der Rückgang der russischen Pipeline-Gaslieferungen in die EU hat den zuvor geringen Anteil von LNG an den russischen Gasexporten nach Schätzungen von Analysten auf 25% ansteigen lassen.

Trotz des Rückgangs der Pipeline-Lieferungen von Gazprom nach Europa sind die LNG-Exporte in die EU im Jahr 2022 gestiegen. Die Anlage Yamal von Novatek beispielsweise steigerte die Lieferungen in die EU um etwa 13,5% auf 14,7 Mio t, so russische Quellen. Weitere 700.000 t wurden aus dem Novatek-Projekt Cryogas-Vysotsk auf den Kontinent geliefert. Aus dem im September gestarteten LNG-Projekt Portovaya von Gazprom stammen bisher nur unbedeutende Mengen, etwa 350.000 t, die größtenteils nach Griechenland verschifft wurden, die letzten Ladungen aus dieser Anlage gingen in die Türkei.

In Asien, wo die Spotpreise das ganze Jahr über niedriger waren als in Europa, stiegen die Lieferungen aus dem Sachalin-2-Projekt von Gazprom im Fernen Osten nach Berechnungen der Kommersant um etwa 2% auf 10,6 Mio t, während Novatek die Lieferungen von Yamal LNG nach Asien um 7% auf etwa 5,1 bis 5,3 Mio t reduzierte.

Trotz des Kohleimportverbots und des Ölembargos haben die EU-Länder keine generellen Beschränkungen für den Kauf von russischem Pipelinegas und Flüssiggas verhängt, obwohl einzelne Länder angekündigt haben, solche Käufe zu verweigern. Nachdem Gazprom die Pipeline-Lieferungen eingeschränkt hatte, musste Europa mehr LNG zu extrem hohen Preisen von Anlagen in der ganzen Welt, einschließlich Russland, kaufen, um rechtzeitig vor dem Winter unterirdische Speicher füllen zu können.

„Es besteht kein Zweifel daran, dass russisches LNG im Jahr 2022 eine wichtige Rolle auf dem europäischen Gasmarkt spielte. Die Defizitbilanz konnte nur durch einen geringeren Gasverbrauch überbrückt werden, und das Fehlen von 20 Mrd cbm Lieferungen aus Russland hätte während der UGS-Pumpsaison eine kritische Rolle spielen können“, sagt Sergey Kapitonov, Experte am Center for Energy Transition and ESG von Skoltech. Vor dem Hintergrund rückläufiger russischer Pipeline-Gasexporte nach Europa stieg der Anteil von LNG an den gesamten russischen Lieferungen deutlich an und überstieg 25% der gesamten Gas- und LNG-Lieferungen (statt 7% im Vorjahr), so der unabhängige Experte Alexander Sobko.

Russland beendete das Jahr an dritter Stelle bei den Lieferungen nach Europa, hinter den USA und Katar. Das Vereinigte Königreich und die baltischen Staaten haben ihre Käufe von russischem LNG eingestellt, aber die Nachfrage aus Spanien ist gestiegen, dass seine Käufe im Vergleich zum Vorjahr um 45% erhöht hat, wie aus Daten des spanischen Energieunternehmens Enagas hervorgeht.

Die Vorbereitung Europas auf den Winter 2023/2024 könnte sich als noch schwieriger erweisen, da erhebliche neue Mengen frühestens 2025 auf dem Markt verfügbar sein werden. Für den Kontinent wird es daher weiterhin recht schwierig sein, russisches LNG zu ersetzen. Sollten im Jahr 2023 keine restriktiven Maßnahmen ergriffen werden, dürften die hohen LNG-Lieferungen aus Russland an den europäischen Markt anhalten, so Sergej Kapitonow. Da die Pipeline-Gaslieferungen aus Russland in die EU derzeit bei 20 bis 25 Mrd cbm pro Jahr liegen, wird Europa im Jahr 2023 etwa 40 Mrd qm russisches Gas ersetzen müssen.

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