Russischer Talkshow-Moderator droht Kasachstan

MOSKAU/NUR-SULTAN (gus)–Der Kreml-nahe Talkshow-Moderator Tigran Keosayan drohte, dass Kasachstan das gleiche Schicksal wie die Ukraine erleiden könnte. Hintergrund ist die Absage der traditionellen Siegesparade am 9. Mai. Keosayan lenkt zusammen mit seiner Frau Margarita Simonyan eine Art Propagandakonzern mittels Führungspositionen beim Fernsehsender RT und der staatlichen Medienholding Rossiya Segodnya, berichtet “eurasianet”. Unterdessen erwägt das Außenministerium in Nur-Sultan offenbar ein Einreiseverbot gegen Keosayan, wie ein Sprecher bestätigte.

Keosayans offene Drohungen dürften also kaum ein individueller Ausrutscher sein, sondern müssen als Signal des Kreml verstanden werden, zumal sich seine Haltung weitgehend mit vergleichbaren Behauptungen und Stellungnahmen aus der russischen Regierung decken. Präsident Putin selbst hatte schon 2014 über eine “ukrainische Lösung” für Kasachstan schwadroniert. Es ist in Putins Russland üblich, dass die Souveränität Kasachstans und der anderen zentralasiatischen Republiken in Frage gestellt wird, oft im Zusammenhang mit Fake News über die Misshandlung oder Diskriminierung ethnischer Russen, die fast 20% der Gesamtbevölkerung Kasachstans ausmachen.

Daher geben die Äußerungen Keosayans laut kasachischem Außenministerium “die Ansichten eines bestimmten Teils der russischen Öffentlichkeit und des politischen Establishments wider” erklärte der Sprecher Aibek Smadiyarov und fügte hinzu, dass eine Entscheidung darüber anstehe, ob Keosayan in Kasachstan zur Persona non grata erklärt werden solle.

Der Krieg in der Ukraine ist Keosayan zufolge ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den NATO-Staaten und verlangte von Kasachstan, sich klar als Verbündeter Russlands zu positionieren. “Zweideutige Positionen” müssten von Russland als Feindschaft betrachtet werden. 

Dagegen hat Kasachstan große Anstrengungen unternommen, nicht auf die falsche Seite und damit in den Bereich der westlichen Sanktionen zu geraten. Zudem hat Nur-Sultan seine Unterstützung für die ukrainische territoriale Integrität zum Ausdruck gebracht und sich zur uneingeschränkten Zusammenarbeit mit den gegen Russland verhängten internationalen Sanktionen verpflichtet. Andererseits pflegt die Regierung einen engen Kontakt mit Moskau. So hatte Präsident Kassym-Jomart Tokajew den von Russland geführten Verteidigungsblock der Organisation für kollektive Sicherheit um Hilfe bei der Eindämmung eines landesweiten Aufstands vom Januar gebeten.

gus/05.05.2022

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