Russische Erpressungen mit Erdogan kontern

ANKARA/NUR-SULTAN (gus)–Kasachstan hat es abgelehnt, sich im Ukraine-Krieg auf die Seite Russlands zu stellen, sich aber auch jeglicher offenen Kritik an seinem russischen Verbündeten enthalten. Diese um Neutralität bemühte Haltung der Regierung in Nur-Sultan hat Kasachstan zur Zielscheibe wütender Angriffe russischer Kommentatoren gemacht, die darin Illoyalität sehen. Jüngster Anlass war die Absage aller Feierlichkeiten zum 9. Mai, mit dem die kasachische Regierung eine weitere Eskalation der ohnehin scharfen Spannungen innerhalb Kasachstans zwischen den russischsprachigen Putin-Anhängern oder eher national gesinnten Kasachen verhindern wollte. Der Ton der russischen Angriffe bringt den in der russischen Gesellschaft tief verwurzelten Rassismus und kolonialistische Herrschaftsansprüche zutage. All dies macht Nur-Sultans Beziehungen zu Ankara, die ohnehin schon eng sind, attraktiv, um sie als Gegengewicht zu Russland zu verstärken. 

Der Unterschied wird anhand des Ukraine-Kriegs deutlich: Während Präsident Kassym-Jomart Tokajew bei seinem aktuellen Besuch in Ankara öffentlich allenfalls offiziell von der „Verschlechterung der geopolitischen Lage“ sprach, stellte Erdogan klar, der Krieg in der Ukraine „hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Solidarität und Zusammenarbeit zwischen den Turkstaaten ist, sowohl auf bilateraler Ebene als auch innerhalb der Organisation der Turkstaaten“, sagte er. Er bezog sich damit auf die regionale Gruppierung, der auch Aserbaidschan, Kirgisistan und Usbekistan angehören. 

Zu den praktischen Konsequenzen zählt der Ausbau des auch wegen des wichtigen Bahnanteils als „Eiserne Seidenstraße“ bekannten transkaspischen Verkehrskorridors, der nicht nur China mit via Zentralasien und Türkei mit der EU verbindet, sondern auch Russland umgeht. Die Route hat durch die Sanktionen zusätzliche Bedeutung erlangt. Der Wert „russlandfreier“ Handelswege wurde Kasachstan kürzlich vor Augen geführt, als Russland unter fadenscheinigen Vorwänden den für Kasachstans Öl entscheidenden Exportweg über die CPC-Pipeline und den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk blockierte.

gus/13.05.2022

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