Europas Verbot russischer Kohle trifft Murmansk hart

MURMANSK (rus)–Das von der EU auf den Weg gebrachte Einfuhrverbot für russische Kohle wird vor allem die westliche Polarregion treffen, berichtet der “Barents Observer”. Murmansk ist der wichtigste russische Exporthafen für Kohle nach Europa. Neben der in der Region Murmansk abgebauten Kohle wird hier auch die Kohle aus der Region Kuzbass verschifft und in die EU und UK geliefert.  Der Umschlag in Murmansk stieg von etwa 9,5 Mio t 2010 bis 2019 auf 16,2 Mio t. Der im Bau befindliche neue Hafen wird eine geplante Kapazität von 18 Mio t jährlich haben. Auch das russische Standbein auf Svalbard, die Bergbaustadt Barentsburg, ist weitgehend vom Export der dort geförderten Kohle nach Großbritannien abhängig. Dort werden etwa 140.000 t Kohle pro Jahr aus dem Permafrostboden geholt, von denen 30.000 t im örtlichen Kohlekraftwerk verbrannt werden und der Rest ins Vereinigte Königreich verschifft. Der EU-Boykott trifft das wirtschaftliche Standbein einer ohnehin absteigenden Region: Das Gebiet Murmansk verzeichnete seit 2019 einen Bevölkerungsrückgang von offiziell 3,16% und bestätigte damit den seit 1991 erkennbaren Negativtrend: Die Bevölkerung seit dem Ende der UdSSR sank in der Stadt Murmansk von rund 500.000 auf knapp 300.000 Einwohner, in der Region von 1,2 Mio auf 724.000. Zum natürlichen Bevölkerungsrückgang (2021 mit 15.800 fast doppelt so viele Sterbefälle wie Geburten mit 8.300) kommt eine beachtliche Abwanderung. Allein zur Stabilisierung der Bevölkerung bräuchte die Region eine Zuwanderung von etwa 200.000 Menschen pro Jahr, hatte die stellvertretende Gouverneurin Maria Derunova gegenüber dem “Barents Observer” bereits  2019 klargestellt. Von diesem Ziel ist die Region weiter entfernt als zuvor.

rus/13.04.2022

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