BRÜSSEL/DUSCHANBE (gus)–Die EU plant, zum Hauptinvestor des höchsten Staudamms der Welt in Tadschikistan zu werden, berichtet „Reuters“ unter Berufung auf EU-Quellen. Damit soll die Abhängigkeit Zentralasiens von russischer Energie verringert und zugleich ein Gegengewicht zu Chinas Neuer Seidenstraße geschaffen werden. Das Wasserkraftwerk Rogun soll dem Binnenstaat volle Energieunabhängigkeit verschaffen. Die Europäische Investitionsbank (EIB) war bisher nicht in dem Projekt engagiert, dessen Hauptentwickler das italienische Bauunternehmen Webuild ist. Mittlerweile hat die Brüssel die EIB gebeten, einzusteigen.
Rogun wird voraussichtlich rund 8 Mrd US-Dollar kosten, von denen laut tadschikischem Energieminister Dalyor Juma bereits 3 Mrd Dollar ausgegeben wurden. Während das Projekt bisher weitgehend durch Anleihen der tadschikischen Regierung und private Kredite finanziert wurde, hat die Regierung in Duschanbe die Europäische Union um finanzielle und technische Unterstützung bei der Fertigstellung des Projekts gebeten, sagte ein mit den Gesprächen vertrauter EU-Beamter.
Der Sprecher der EIB lehnte es ab, sich zum Umfang der möglichen Investition und zu den Gründen für das neue Engagement zu äußern. Die Bank hat zwischen 2014 und 2020 rund 182 Mio Euro in Zentralasien investiert, was nur einen Bruchteil ihrer milliardenschweren Investitionen außerhalb des 27 Nationen umfassenden EU-Blocks ausmacht. Das Rogun-Wasserkraftwerk soll die chronische Stromknappheit in Tadschikistan beenden und dem Land ermöglichen, Strom nach Usbekistan und Kasachstan zu exportieren.
gus/12.07.2022 – EU finanziert Staudamm gegen Russlands Energiemacht