JEREWAN (gus)–Die armenische Währung, der Dram hat jüngst 15% zum Dollar zugelegt. Kostete der Dollar Mitte März noch 518 Dram, wurden dafür Anfang in der ersten Maiwoche nur noch 450 Dram fällig.
Es gibt unterschiedliche Erklärungen für den Anstieg, die sich aber nicht gegenseitig ausschließen, erläutert “eurasianet”.
Die armenische Zentralbank verweist auf den Zustrom von Russen, die auf der Flucht vor Repressionen und Sanktionen sind. Deren Ausgaben werden in der armenischen Zahlungsbilanz als Exporte erfasst, womit sich Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt zugunsten des Dram verlagern, erläutert Währungshüter Martin Galstyan. Der Ökonom Suren Parsyan verweist auf einen weiteren Faktor: Armenien bezahlt seit kurzem russisches Erdgas in Rubel statt Dollar: “Früher überwies Armenien 35 bis 40 Mio Dollar pro Monat allein für Erdgas an Russland“. Da auf dem lokalen Markt nun ein Überschuss an Dollar zur Verfügung steht, ist die Nachfrage nach dem Greenback geringer, was den Wert des Dram stützt.
“Außerdem hat sich die Wirtschaftstätigkeit in Armenien verlangsamt, und die Kaufkraft der Menschen ist gesunken”, fügte Parsyan hinzu. Seiner Ansicht nach greift die Zentralbank nicht ein, weil eine teure Währung der Inflation entgegenwirkt. „Die Notenbank könnte den Leitzinssatz senken oder Dollar auf dem Markt kaufen um den Wechselkurs wieder auf den alten Stand bringen. Aber das will die Bank nicht tun, weil es zu einer höheren Inflation führen würde”, sagte er.
Die Kerninflation lag im Jahr 2022 bisher bei 7,4%, nach 7,7% im Vorjahr. Ein Anstieg des Dram könnte helfen, indem er Importe billiger macht und die Exporte verteuert, was die effektive Auslandsnachfrage dämpft. “Im Hinblick auf die Inflation ist der Anstieg des Dram positiv, weil er die Situation entschärft”, sagte Narek Karapetyan, Ökonom beim Jerewaner Think Tank Amberd. “Allerdings können wir die Auswirkungen nicht sofort spüren.” Notenbanker Galstyan erwartet denn auch, dass die Inflation “mittelfristig” auf 4% sinken werde.
gus/06.05.2022