Deutsche Versicherer erneuern Deckung für Nord Stream

Die deutschen Versicherer Allianz und Münchener Rück haben den Versicherungsschutz für die beschädigte, von Russland kontrollierte Gaspipeline Nord Stream 1 erneuert, melden „Reuters“ und „TASS“ übereinstimmend unter Verweis auf anonyme Quellen.

Die Versicherung steht im Gegensatz zu Deutschlands öffentlicher Haltung, die Beziehungen zu Moskau abzubrechen, aber eine der fünf Quellen sagte, die deutsche Regierung habe nicht ausdrücklich gegen die Entscheidung Einspruch erhoben. Die meisten westlichen Investoren haben ihre Anteile an der Pipeline inzwischenabgeschrieben.

Münchener Rück, Allianz und das Bundeskanzleramt lehnten eine Stellungnahme ab, während das Wirtschaftsministerium erklärte, die Versicherung sei nicht Teil der Unterstützung, welche die Regierung in der Vergangenheit für die Pipeline geleistet habe.

Russland ist über eine Tochtergesellschaft des staatlichen Energiekonzerns Gazprom mit 51% an der Nord Stream 1-Pipeline beteiligt.

Einige der deutschen Anteilseigner von Nord Stream befürworten zumindest den Erhalt der beschädigten Pipeline für den Fall, dass sich die Beziehungen zu Moskau verbessern, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen unabhängig voneinander. Einer der Kontakte sagte, dass Berlin ein solches Vorgehen in Bezug auf die Infrastruktur toleriert, obwohl es erklärt hat, dass die Energiebeziehungen zu Russland abgebrochen seien.

Die Versicherungspolice deckt Schäden an der Pipeline und Betriebsunterbrechungen ab, sagte eine der Quellen. Eine Versicherung würde auch die Reparaturarbeiten erleichtern, die zur Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Ostsee nach Europa erforderlich sind. Während die Einfuhr von russischem Rohöl und Ölprodukten durch die Sanktionen der Europäischen Union verboten ist, ist die Einfuhr von russischem Gas erlaubt. Der Westen ist jedoch bemüht, Alternativen zu finden.

„Russland hat letztes Jahr allen gezeigt, dass es kein verlässlicher Partner ist”, sagte der Sprecher. „Wir brauchen mehr erneuerbare Energien und müssen unabhängig von fossilen Importen werden.” Diese Haltung bedeutet eine deutliche Abkehr von Deutschlands früherer uneingeschränkter Unterstützung für russisches Gas.

Kritiker wie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer fordern dagegen, die Pipeline solle repariert werden um Deutschland die Import-Option zu erhalten.

Veronika Grimm, eine der wichtigsten Wirtschaftsexpertinnen der Regierung hielt dagegen, die bisherige Politik Deutschlands, sich auf billiges russisches Gas zu verlassen, um seine Wirtschaft zu stützen und politische Beziehungen aufzubauen, sei nicht länger tragfähig. „Es gibt immer noch einige, die einer alten Logik folgen, was den Wiederaufbau von Energiebeziehungen zu Russland nach dem Krieg angeht”, so Grimm.

Der Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte, die Bundesregierung habe den Bau von Nord Stream 1 im Jahr 2010 mit Exportkreditgarantien und einer separaten Finanzkreditgarantie unterstützt und fügte hinzu, dass es keine weitere Unterstützung des Bundes gebe.

Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Februar war Nord Stream 1 bei mehreren europäischen Konzernen versichert, darunter auch bei Lloyd’s of London, wie Quellen gegenüber Reuters erklärten. Quellen aus der Branche, die mit der Situation vertraut sind, sagten, dass einige Lloyd’s-Versicherer vermutlich Versicherungsvereinbarungen gekürzt haben, die Ende 2022 zur Erneuerung anstanden – wahrscheinlich auchwegen der britischen Sanktionen, die gegen ein mit Gazprom verbundenes Unternehmen verhängt wurden.

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