Deutsche Firmen gehen von Russland nach Kasachstan

NUR-SULTAN (gus)–Viele deutsche Unternehmen beabsichtigen, angesichts der geopolitischen Lage ihren Standort von Russland nach Kasachstan zu verlagern, sagte der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Michael Harms einem „Kazinform“-Bericht zufolge. In seiner Rede auf dem Kasachstan-Deutschland-Wirtschaftsforum in Nur-Sultan wies Michael Harms darauf hin, dass die ungünstigen geopolitischen Entwicklungen zu Unterbrechungen in den Lieferketten, steigenden Rohstoffpreisen und vielem mehr führen. Angesichts dieser Entwicklungen sagte Harms: “Wir hören, dass deutsche Unternehmen planen, ihren Standort von Russland nach Kasachstan zu verlegen”. Er fügte hinzu, dass viele von ihnen beabsichtigen, die Chancen in Kasachstan zu nutzen, indem sie einen Partner auf dem lokalen Markt finden. ” Die Aufmerksamkeit für den kasachischen Markt nimmt zu”, betonte Michael Harms. Er führte weiter aus, dass Kasachstan und Deutschland Fragen der Zusammenarbeit im Rohstoffsektor, in der Landwirtschaft, in der Logistik und in der grünen Wirtschaft erörterten. In der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan fand das Wirtschaftsforum Kasachstan-Deutschland statt, bei dem bekannt wurde, dass Deutschland seit 2005 rund 5,5 Mrd US-Dollar in die kasachische Wirtschaft investiert hat. 

Harms sprach im Rahmen einer Delegationsreise des Ost-Ausschusses, die vom Ost-Ausschuss-Vorstandsmitglied Manfred Grundke (Knauf AG) und Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms geleitet wurde. Der Ausschuss bestätigte das Interesse deutscher Unternehmen am Umzug nach Kasachstan. So waren über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht sowohl am Briefing durch die deutsche Botschafterin Monika Iwersen als auch den direkten Kontakten mit kasachischen Unternehmen und Institutionen am Berliner Eurasischen Klub interessiert. In ihrem Briefing zog die Botschafterin eine Bilanz der aktuellen Reformen der kasachischen Regierung im Gefolge der Januar-Unruhen. Präsident Qassym-Schomart Toqajew und seine Administration haben weitreichende politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen angekündigt. Ein Ergebnis dieser Bemühungen sei die weitere Liberalisierung der Wirtschaft. Staatliche Monopole im Eisenbahnwesen und für das Recycling von Rohstoffen seien beseitigt worden. Noch sei aber angesichts gemessen an den kasachischen Ambitionen eine Wegstrecke zurückzulegen. 

Auch die derzeitige Lage in der Ukraine, die Russlandsanktionen sowie ihre Auswirkungen auf Kasachstan waren Thema des Briefings. Im Berliner Eurasischen Klub ging es um die Umsetzung von Reformen für die kasachische Wirtschaft und bestehende Herausforderungen. Mit ihren Reformen möchte die Regierung erreichen, dass die wirtschaftliche Entwicklung des Landes möglichst der Bevölkerung in ihrer ganzen Breite zugutekommt. Gleichzeitig wird ein schneller Übergang von einer rohstoffbasierten zu einer produzierenden Wirtschaft angestrebt. Hier setzt die kasachische Regierung auch stark auf Lösungen und Produkte deutscher Unternehmen. Der stellvertretende kasachische Außenminister Roman Vassilenko sprach selbst in seiner Rede die angestrebte Transformation des Energiemarktes hin zu erneuerbaren Energien an. Auch hier setzte Kasachstan auf deutsches Know-how und Technologie und möchte im Gegenzug mittelfristig grünen Wasserstoff nach Europa liefern.

gus/19.05.2022

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