MOSKAU/BEIJING (rus)–Der chinesische Zahlungsdienstleister UnionPay scheut wegen des Risikos von Sekundärsanktionen die Zusammenarbeit mit russischen Banken, die den nicht mehr verfügbaren Service der westlichen Kreditkarten-Gesellschaften durch die Zusammenarbeit mit UnionPay ersetzen wollten. Sanktionierte Banken mussten entsprechende die Projekte aufgeben, berichtet die russische Plattform „RBC“ unter Berufung auf Quellen von russischen Banken.
Bei der Sberbank wurde die UnionPay-Entscheidung der Belegschaft in einer geschlossenen Sitzung mitgeteilt. Die Sberbank wird keine UnionPay-Karten mehr ausgeben. Die Ausgabe hatte Anfang März begonnen, bevor die Sberbank mit US-Sanktionen belegt wurde.
Die Möglichkeit der Ausgabe einer UnionPay-Karte wurde auch von der Alfa Bank, Otkrytie und VTB in Betracht gezogen oder vorbereitet. Die Promsvyazbank, die bereits vor den Sanktionen UnionPay-Karten ausstellte, hat dies eingestellt.
Die internationalen Zahlungsdienstleister Visa und Mastercard haben am 10. März ihre Arbeit in Russland eingestellt. In der Folge können die Inhaber dieser „russischen“ Karten nicht mit ihnen im Ausland bezahlen.
Die Sberbank, die VTB, die Alfa Bank, die Sovcombank, die Promsvyazbank und die Otkritie stehen unter den härtesten Blockadesanktionen der USA. Sie stehen auf der SDN-Liste, was bedeutet, dass ihre Vermögenswerte, die mit dem US-Finanzsystem verbunden sind, blockiert werden und dass für alle Geschäftspartner das Risiko von Sekundärsanktionen besteht. UnionPay ist in den USA tätig, und das Zahlungssystem verwendet bei seinen Transaktionen US-Dollar – diese Faktoren dehnen die US-Sanktionen effektiv auf UnionPay aus, obwohl das betreffende System in Es gibt Beispiele dafür, dass europäische Banken wie Barclays und UniCredit vorgerichtliche Vereinbarungen mit der OFAC (der Sanktionsabteilung des US-Finanzministeriums) treffen mussten, um Hunderte von Millionen Dollar im Zusammenhang mit Dollar-Transaktionen zu zahlen, an denen sanktionierte Personen beteiligt waren“, so RBC. Es ist wahrscheinlich, dass UnionPay nach Abwägung der Risiken von Geschäften mit einer sanktionierten Pe rson und der Erträge aus dem Zugang zum US-Markt, einschließlich der US-Währung, beschlossen hat, von Geschäften mit den sanktionierten Banken abzusehen.
Innerhalb Russlands laufen alle Transaktionen über das nationale Zahlungskartensystem unabhängig vom Kartenanbieter. Im internationalen Verkehr sind UnionPay-Karten weniger geeignet, da einige Händler keine Transaktionen mit russischen Banken akzeptieren. Stattdessen empfiehlt Alma Obajewa, Vorstandsvorsitzende des Nationalen Zahlungsverkehrsrates den russischen Bürgern, Visa- und Mastercard-Karten bei Banken in den anderen GUS-Staaten zu eröffnen, um die Beschränkungen zu umgehen. Die vollmundig verkündete „grenzenlose“ chinesisch-russische Freundschaft findet ihre Grenzen sobald China damit in die Gefahr gerät, sich im westlichen Sanktionsnetz zu verfangen.
rus/26.04.2022