KIRKENES (rus)–Mehrere der größten Bauprojekte Russlands in der Arktis sind in die Knie gegangen, da die Sanktionen den Entwicklern westliche Technologie und Investitionen vorenthalten. Zu den Projekten, die wahrscheinlich darunter leiden werden, gehört das LNG Construction Center von Novatek in Belokamenka außerhalb von Murmansk. Das Zentrum baut so genannte schwerkraftbasierte Strukturen (GBS) und montiert Topside-Module für das Projekt Arctic LNG 2.
Nach Angaben von Novatek handelt es sich um die weltweit erste Anlage für die “Massenproduktion” von Erdgasverflüssigungsanlagen auf Schwerkraftstrukturen. Drei Anlagen dieser Art befinden sich im Bau, jede mit einer Produktionskapazität von 6,6 Mio t LNG pro Jahr. Allerdings könnte Novatek letztlich nur eine der drei geplanten Anlagen fertig stellen. Nach Angaben von Upstream hat die chinesische Werft, die die Oberseitenmodule herstellt, beschlossen, die Zusammenarbeit mit Arctic LNG 2 einzustellen. Der Rückzug der Chinesen aus dem Projekt folgt auf ähnliche Entscheidungen von europäischen Unternehmen wie Linde und Siemens.
Das könnte bald zu einem Stillstand der riesigen und brandneuen Anlage führen. Berichten zufolge hat Novatek bereits Ende April die Bauarbeiten am Projektzug 3 gestoppt, während der Zug 2 Ende Mai zum Stillstand kommen wird. Die lokalen Behörden in Murmansk sind nun zunehmend besorgt über die Entwicklungen.
Grund für die Schwierigkeiten sind die Sanktionen, die gegen Russland nach dem blutigen Krieg gegen die Ukraine verhängt wurden. Das kürzlich von der EU verhängte fünfte Sanktionspaket beinhaltet ein Verbot der Ausfuhr wichtiger Industriekomponenten nach Russland. Ausländische Unternehmen verlassen Russland nun massenhaft. Auch Technip, der Hauptpartner für das Projekt Arctic LNG 2, steht nun unter wachsendem Druck, seine Präsenz zu verringern. Das französische Ingenieur- und Bauunternehmen hat jedoch beschlossen, vorerst an dem Projekt beteiligt zu bleiben, berichtet „Upstream“. Das französische Ingenieur- und Bauunternehmen unterzeichnete 2019 einen 7,6-Mrd-Dollar-Vertrag mit Novatek, der die Entwicklung aller drei LNG-Stränge umfasst.
rus/23.05.2022 -Arktische Baustellen könnten zu Geisterstädten werden